Das Gericht urteilte am 10. November 1943: „Der Angeklagte wird als gefährlicher Gewohnheitsverbrecher wegen widernatürlicher Unzucht mit 18 Männern, meistens gegen Entgelts, wegen Diebstahls und Erpressung zum Tode verurteilt“
Verurteilt worden war der 21-Jährige Franz Doms, der drei Monate später - am 7. Februar 1944 - auf dem Schafott im Hinrichtungsraum des so urteilenden Landesgerichts Wien starb. Er wurde getötet, weil er schwul war. Der „gefährliche Gewohnheitsverbrecher“ und „der Sittlichkeitsverbrecher“ verfielen laut Gesetz der Todesstrafe, „wenn der Schutz der Volksgemeinschaft oder das Bedürfnis nach gerechter Sühne es erfordern.“ - ein Gummiparagraph. Franz galt als hoffnungsloser Fall, da er immer wieder „rückfällig“ wurde. Für die Nazis war er ein „bevölkerungspolitischer Blindgänger", der „die Seuche der Homosexualität" verbreitete. Sein Freund war ein „Schlurf“, so nannte man damals junge Leute mit langen Haaren und überlangen Koteletten, die von den Nazis ebenfalls als potentielle Oppositionelle verfolgt wurden. Franz beging das „Verbrechen“ sich auf sein eigenes Schwulsein einzulassen, das er nicht verbergen konnte. Nicht nur er wurde deswegen verfolgt. Franz Doms war eines der vergessenen Opfer der NS-Justiz. Der Autor und ORF - Redakteur hat sich mit ihm intensiv beschäftigt, nachdem im Radio sein Feature „Mit einem Warmen kein Pardon“ gesendet wurde. Mit seinem Buch „Franz – Schwul unterm Hakenkreuz“ hat er ihm erneut ein Denkmal gesetzt. Ernst Reuß Jürgen Pettinger, Franz. Schwul unterm Hakenkreuz, Wien 2021, 192 Seiten, 22,00 € Comments are closed.
|
AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
Juni 2024
|