HISTORISCHES SACHBUCH
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Hitler im Bunker

13/8/2017

 
Der im Oktober 1942 fertiggestellte ehemalige Luftschutzbunker am Anhalter Bahnhof war einst für 3 000 Personen ausgelegt und diente als Schutzraum für Fahrgäste und Personal des Anhalter Bahnhofs. Der Reichsbahnpräsident und seine leitenden Angestellten hatten eine eigene Etage. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Bunker schließlich für tausende von Menschen die letzte Zufluchtsstätte und war zuletzt mit über 10 000 Personen hoffnungslos überfüllt.
Heute beinhaltet das eindrucksvolle Gebäude eine über mehrere Etagen gehende Ausstellung des Berliner Vereins Historiale, deren rührige Macher sich der Aufgabe gestellt haben, die Geschichte Berlins erfahrbar zu machen.
Hitler bringt immer noch Quote, vor allem bei ausländischen Touristen in Berlin. Dennoch eine sehr eindrückliche und ausführliche Ausstellung, deren Besuch sich lohnt. In der Ausstellung  „How could it happen“ bzw. „Hitler – wie konnte es geschehen“ geht es um die Geschichte des Nationalsozialismus und der Frage, wie es in einem zivilisierten Staat zur Diktatur kommen konnte. Wer der Ansicht ist, dies könne heute nicht mehr geschehen, sollte die Ausstellung anschauen oder die Hassmails lesen, die die Macher der Ausstellung bekommen haben und immer noch regelmäßig bekommen.

 ​Ernst Reuß
Der Bunker im Netz

Lilli Henoch

10/8/2017

 
Angesichts der Leichtathletik WM  sei noch mal an Lilli Henoch erinnert:
Die 1899 geborene Lilli Henoch war Mitglied des Berliner Sport-Clubs und in den zwanziger Jahren eine der bedeutendsten Leichtathletinnen weltweit. Sie wurde zwischen 1922 und 1926 in den Disziplinen Kugelstoßen, Diskuswurf, Weitsprung sowie mit der 4-mal-100-Meter-Staffel des BSC zehnfache Deutsche Meisterin und stellte vier Weltrekorde auf. Daneben war sie auch im Hockey und Handball ein Star und übernahm später die Leitung der Damenabteilung des Klubs. Noch 1929 hatte man Lilli Henoch in der Vereinszeitung lauthals gerühmt: „Wenn jemals ein Beispiel an Klubtreue und Uneigennützigkeit gebraucht wird, dann ruft ihren Namen. Und die Luft muss rein um uns werden“.
Nur vier Jahre später – kurz nach der Machtergreifung der Nazis - wurde sie aus dem Berliner Sport Club kommentarlos ausgeschlossen.
Am  5. September 1942 wurde die vielgerühmte Sportlerin mit dem 19. „Judentransport“ gemeinsam mit ihrer Mutter in den Osten deportiert. Acht Kilometer vor Riga wurde Lilli Henoch zusammen mit allen anderen Insassen des Zuges in ein Waldgebiet geführt und erschossen.
Der geschichtsinteressierte Martin-Heinz Ehlert, ein Mitglied des BSC Berlin, entriss sie erst viele Jahrzehnte später dem Vergessen, indem er ihre Geschichte recherchierte und veröffentlichte.

Ernst Reuß

Fotos © Privatarchiv Martin-Heinz Ehlert

Die „Trawniki-Männer“

3/8/2017

 
Jedes vierte Opfer des Holocaust kam im Rahmen der bis zum Oktober 1943 dauernden „Aktion Reinhardt“ ums Leben. Unterstützt wurden die deutschen und österreichischen Täter dabei von „fremdvölkischen“ Hilfskräften, den sogenannten „Trawniki-Männern“, die oft aus der Ukraine kamen und in einem SS-Zwangsarbeiterlager gleichen Namens seit September 1941 ausgebildet worden waren. Trawniki ist der Name des Dorfes, in dessen Nähe die SS das Lager angelegt - und nach dem Dorf benannt hat.
​„Trawnikis“ machten für die SS in den Ghettos, in den Vernichtungslagern und bei der Partisanenjagd die „Drecksarbeit“. Die Rolle dieser Männer als Werkzeug der SS wird von Angelika Benz in ihrem Buch „Handlanger der SS“ ausführlich beschrieben. Die Gruppe von ungefähr 5 000 Mann wurde häufig als brutaler als die SS charakterisiert.
Diese pauschale Beurteilung möchte Benz mit ihrer Studie in Frage stellen. In den Lagern kamen auf 30 SS-Vorgesetzte 120 „Trawnikis“. Schon deshalb traten sie häufig in Erscheinung. Bei den meist als Ukrainer oder „Hilfswillige“ Bezeichneten handelte es sich laut Benz um eine sehr heterogene Gruppe. Sie leuchtet in ihrer Studie deren Motive und Handlungsräume aus und diskutiert die schwierigen Themen Kollaboration, Schuld und Gerechtigkeit.
Benz stützt sich dabei auf zeitgenössischen Quellen wie Protokolle von alliierten Verhören sowie auf Aussagen von deutschen SS-Männern und jüdischen Opfern. Dabei entsteht ein differenziertes Bild der meist aus den tödlichen Kriegsgefangenenlagern rekrutierten „Trawniki-Männer“. Sie waren daher selbst auch Opfer und der Willkür ihrer SS-Vorgesetzten ausgesetzt; das entschuldigt jedoch nicht die Gewaltexzesse vieler „Trawnikis“. Benz schreibt: „Das Verhältnis zwischen Trawniki-Männern und deutscher SS ist nicht generalisierbar, doch Misstrauen, Arroganz und Demütigungen bestimmten die Interaktionen im großem Maße“.
Benz erzählt nicht nur die Geschichte des Trawniki-Lagers, das als Ausbildungszentrum sowie als ein jüdisches Zwangsarbeitslager betrieben wurde, sondern auch die Geschichten der Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka, in denen die „Trawniki-Männer“ vor allem eingesetzt waren. Zum Schluss setzt sie sich mit dem letzten großen Prozess in Deutschland gegen den „Trawniki“ John Demjanjuk auseinander, der 2011 mit einem Schuldspruch endete.
 
Ernst Reuß
 
Benz, Angelika, Handlanger der SS. Die Rolle der Trawniki-Männer im Holocaust, Berlin 2015: Metropol Verlag, 309 S., € 24,00
Bild

    Autor

    ​Ernst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt.
    ​Lebt als Autor in Berlin.

    Publikationsauswahl:
    Berliner Justizgeschichte / Millionäre fahren nicht auf Fahrrädern / Gefangen! Zwei Großväter im Zweiten Weltkrieg / Mord? Totschlag? Oder was? / Sirius, Katzenkönig und Co. / Mord und Totschlag in Berlin.



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