Schnauzbart, Pfeife, Raucherstimme. Das war der SPD Politiker Peter Struck, der im Dezember 2012 mit nur 69 Jahren starb. Ihm wurde nun ein von Volker Kauder herausgegebenes Buch gewidmet. Bemerkenswert, da Kauder der CDU angehört. Struck war Verteidigungsminister und SPD- Fraktionsvorsitzender. Zusammen mit dem CDU – Fraktionsvorsitzenden Kauder waren sie die Zuchtmeister ihrer Fraktionen während der Großen Koalition von 2005 bis 2009. Verlässlichkeit ist unentbehrliche Voraussetzung für das Funktionieren einer derartigen Konstellation, die im Falle Kauder – Struck sogar zu einer Freundschaft führte.
Im Buch berichten verschiedene Autoren über die Entwicklung des Bundestags und seine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit, beschreiben andere Fraktionsvorsitzendenpaare wie Wehner / Mischnick oder Schmidt und Barzel. In einem weiteren Teil des Buches beschäftigt man sich mit Struck als Verteidigungsminister, der sich immer für den Erhalt der Wehrpflicht ausgesprochen hatte. Herfried Münkler setzt sich mit Strucks vielzitiertem Satz „Deutschlands Sicherheit wird auch am Hindukusch verteidigt“ und „asymmetrischen Kriegen“ auseinander. Eine bemerkenswerte Buchvorstellung, die von der Friedrich – Ebert - und von der Konrad- Adenauer - Stiftung gemeinsam ausgerichtet wurde, gerade angesichts der momentanen Situation. Kauder versprach seine rote Lederjacke beim erfolgreichen Abschluss der Koalitionsverhandlungen anzuziehen und möchte gerne noch vor Fasching damit fertig sein, während Andrea Nahles eher skeptisch wirkt. Kauder und andere Redner werben für eine Große Koalition, die angesichts der Herausforderung in Europa und angesichts Populisten von rechts und links dringend notwendig sei. „Vermisst du mich?“ soll Struck lauthals durch das Jakob Kaiser Haus gerufen haben, wenn er Volker Kauder während der Schwarz – Gelben - Koalition mit seinem neuen Partner Rainer Brüderle durch die Hallen wandeln sah. Kauder bejaht das in seiner Ansprache mit einer gewissen Rührung. Ernst Reuß Volker Kauder (Hg.), DIE FRAKTION – MACHTZENTRUM UND FEGEFEUER, Politische und parlamentarische Erinnerungen für Peter Struck, 248 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag, 29,90 Euro
Nach dem Bildband über die Berliner Alltagsgeschichte im 20. Jahrhundert geht es nun zurück in der Zeit und der Elsengold Verlag widmet sich dem 19. Jahrhundert. Wiederum wird die Berliner Geschichte opulent visualisiert. Laut Verlag handelt es sich dabei um die umfangreichste je publizierte Bildersammlung, in der gezeigt wird, wie sich zwischen 1800 und 1914 die Metropole Berlin zur Weltstadt entwickelt hat. Der Band zeigt Glanz und Gloria, sowie die Entwicklungen im Zeitalter der Industrialisierung, lässt aber auch das Elend des einfachen Mannes nach Verdopplung der Einwohnerzahl nicht außer Betracht. In kurzen Texten und mit einer Vielzahl von abgedruckten Gemälden, Grafiken und Fotos werden die einzelnen Kapitel nach Themen wie „Die Sichtbarkeit der Macht“, „Wohnen und Familie“, „Städtische Arbeitswelten“, „Gesellschaft und Kultur“, „Menschen auf den Straßen“, „Versorgung und Konsum“ und „Helfen und Lernen“ geordnet.
Ebenfalls vom gleichen Verlag und vom bereits 1865 gegründeten „Verein für die Geschichte Berlins“ wurde vor kurzem das Heft „Berlin 1968“ herausgegeben. Es enthält interessante Einblicke in die Zeit der Studentenbewegung, mit einem Streitgespräch zwischen den damaligen Antipoden Eberhard Diepgen und Knut Nevermann. Außerdem gibt es einen Artikel über die Gründung der Freien Universität Berlin, sowie die Entstehung von APO und RAF. Es ist bereits das elfte Heft der Reihe „Berliner Geschichte“ in der bereits unter anderem „Napoleon in Berlin“ und „Olympia 1936“ thematisiert wurde. Für Mitglieder des Vereins gibt es das vierteljährlich erscheinende Heft kostenlos. Ernst Reuß Hans-Ulrich Thamer, Barbara Schäche: Alltag in Berlin. Das 19. Jahrhundert. Elsengold-Verlag, Berlin. 312 Seiten, rund 1000 Abbildungen, 49,95 Euro Berlin 1968 , Ausgabe 11, 52 Seiten, € 4,95 Internetlinks: https://berliner-geschichte.net/berliner-geschichte/ https://www.diegeschichteberlins.de/ Karl Härter vom Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte verfasste ein Buch zur Strafrechts- und Kriminalitätsgeschichte der Frühen Neuzeit. Der Band gibt einen Überblick über die einschlägigen Quellen und Methoden und die damit verbundenen Themenfelder, sowie über Konzepte und Kontroversen der Kriminalitätsforschung. Eher ein Leckerbissen für den an der Strafrechtsgeschichte sehr interessierten Juristen. Wer die Kriminalitätsgeschichte aber plastisch erzählt haben möchte, wird von der Abstraktheit des Buches eher enttäuscht sein. Beginnend mit einem Überblick über die Forschungsgeschichte, über den Verweis auf Quellen und Methoden, kommt Härter zu Problemen und Perspektiven der Forschung. Ein Lehrbuch für denjenigen, der sich ausgehend von diesem Band intensiver mit der Materie beschäftigen möchte. Ernst Reuß Karl Härter, Strafrechts- und Kriminalitätsgeschichte der Frühen Neuzeit (methodica, Band 5) Gebundene Ausgabe, 214 Seiten, De Gruyter Oldenbourg 2017, 24,95 € |
AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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