Ein Film für das amerikanische Publikum und daher auch voller Klischees.
Als Zeitdokument trotzdem sehenswert. Ein ebenfalls lohnenswertes Zeitdokument ist der Spiegelartikel vom 13. Mai 1964. 1946 gab es ein großes Flüchtlingsproblem, das bewältigt wurde.
Ein Artikel über Parallelen zur heutigen Zeit.
Alfons Dür, ehemaliger Präsident des Landesgerichts Feldkirch in Vorarlberg, hat ein ergreifendes Buch über das Schicksal einer „Liebe in Zeiten des Rassenwahns“ veröffentlicht. Nach der Anfrage eines Historikers stieß er in seinem Büro zufällig auf verstaubte Akten, die ihn nicht mehr losließen. Er las sie, begann weiter zu recherchieren und schrieb die Geschichte einer tragisch endenden Flucht auf. Eine Geschichte aus der Zeit als Deutsche vor ihren eigenen Landsleuten fliehen mussten.
Es ist die Geschichte von Edith Meyer und Heinrich Heinen. Laut des Autors ist es “die Geschichte einer großen Liebe, einer waghalsigen Flucht und eines tragischen Scheiterns.“ Beide riskierten und verloren ihr Leben, weil sie zusammenbleiben wollten. Achtzehn Jahre waren die beiden alt, als sie sich im Jahr 1938 in Köln kennenlernten und ineinander verliebten. Das war während dieser dunklen Zeit verboten. Die Nürnberger „Rassengesetze“ galten bereits seit drei Jahren. Der „Arier“ Heinen kam aus Köln, die Jüdin Meyer aus der Nähe seines Heimatortes. Als Edith 1941 nach Riga ins Ghetto deportiert wird, befreit er sie auf abenteuerliche Weise von dort und versucht mit ihr in die neutrale Schweiz zu entkommen. Die Flucht endete im österreichischen Feldkirch an der Grenze zur Schweiz und zu Liechtenstein. Viele Fluchten endeten damals dort. Vor allem jüdische Flüchtlinge landeten anschließend in Auschwitz. Dür berichtet akribisch auch davon. Originalakten gibt es auch von der Deportierung Ediths. Jedoch „von zahlreichen Flüchtlingen endet in Feldkirch jegliche Spur und Nachricht“, schreibt der Autor. So ist es auch bei Edith Meyer. Genaues lässt sich zu ihrem weiteren Schicksal nicht mehr feststellen, denn wer gleich nach der Ankunft selektioniert und ermordet worden war, wurde nicht registriert und fand ein namenloses Ende. Heinen wird von „furchtbaren Juristen“ wegen Rassenschande zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, bricht mit anderen Häftlingen aus und durchsucht Zelle für Zelle des weiblichen Gefängnistrakts nach seiner Liebe. Vergeblich. Sie befand sich nicht mehr dort. Er kam einen Tag zu spät. Heinen wird auf der Flucht erschossen. Das Liebespaar ist jedoch nicht das einzige Opfer der Flucht. Einer von Heines Mitflüchtigen wird ebenfalls erschossen, ein anderer - von Dürs furchtbaren Vorgängern, die nach dem Krieg zumeist ihre Karriere fortführen durften - zum Tode verurteilt und hingerichtet. Helene Krebs, eine Cousine von Edith Meyer, bei der Edith ein paar Tage Unterschlupf gefunden hatte, wird von einer befreundeten Nachbarin denunziert und stirbt kurz nach ihrer Ankunft in Auschwitz. Sie war zu diesem Zeitpunkt von ihrem „arischen“ Ehemann hochschwanger. Gnade kannte das erbarmungslose Regime nicht. Das „Referat für Judenangelegenheiten“ lehnte ein Gnadengesuch ab, weil „mit der Zeugung eines Mischlings eine evtl. eintretende Evakuierung unmöglich gemacht und weitere Privilegien geschaffen werden sollten.“ Das Buch ist packend erzählt, alle Nebenstränge der tragischen Geschichte sind bestens recherchiert und die politischen Hintergründe gründlich aufgearbeitet. Ein trauriges, sehr lesenswertes Buch, welches im Moment leider wieder sehr aktuell zu sein scheint. Bleibt nur zu hoffen, dass dies nicht das letzte Buch des Autors zu dieser Thematik sein wird. Es gibt noch einige Akten mehr in seinem ehemaligen Büro, die genauso so aufgearbeitet werden sollten. Ernst Reuß Alfons Dür: Unerhörter Mut, Eine Liebe in der Zeit des Rassenwahns, Taschenbuch – Innsbruck 2013, EUR 9,95
Heute vor 92 Jahren marschierte Adolf Hitler mit seinen Anhängern auf die Feldherrnhalle zu. Der sogenannte Hitler-Ludendorff-Putsch wurde blutig gestoppt. Fünf Monate später wurde Adolf Hitler zu 5 Jahren Festungshaft verurteilt. Er war nach seinem gescheiterten Putschversuch vom 9. November 1923 - zusammen mit anderen Angeklagten (siehe Bild vom Tag der Urteilsverkündung) – des Hochverrats beschuldigt worden. Festungshaft war ein privilegierter Freiheitsentzug, denn Festungshäftlingen billigte man eine „ehrenhafte Gesinnung“ zu. Hitler saß seine Festungshaft in Landsberg am Lech ab, wo momentan auch ein bekannter Fußballmanager einsitzt. Hitler wurde bereits am 20. Dezember 1924 vorzeitig entlassen. In der Haft entstand „Mein Kampf“ und erschien im Juli 1925.
er Bildnachweis: Bundesarchiv, Bild 102-00344A / Heinrich Hoffmann / CC-BY-SA 3.0
Der Berliner Verlag Dr. Köster bringt seit einigen Jahren in der Schriftenreihe Polizei umfangreiche Bücher zur DDR Geschichte heraus.
Remo Kroll berichtet von der Kriminalpolizei im Ostteil Berlins, Karl Heinz Fittkau über die Entwicklung der Kriminalpolizei auf dem gesamten Gebiet der DDR, ein weiterer Band des Herausgebers Ingo Wirth beschäftigt sich mit den Morduntersuchungen in der DDR und ein vierter Band zusammen mit Frank–Rainer Schurich mit der Kriminalistik an den Universitäten der DDR. Es handelt sich dabei um Bücher von Fachleuten aus der DDR, die akribisch und mit Herzblut über ihre vergangene Tätigkeit in einer anderen Republik berichten. Wer diesen Blick nicht scheut und sich für die Thematiken interessiert, dem seien diese Bücher empfohlen. Weitere Bücher der Reihe sind in Planung. er Schriftenreihe Polizei: Band 1: Remo Kroll, Die Kriminalpolizei im Ostteil Berlins (1945-1990), Berlin 2012, 34,80 €; Band 2: Dr. Karl-Heinz Fittkau, Die Kriminalpolizei in der SBZ/DDR von 1945 bis 1952), Berlin 2013, 29,80 € , Band 3: Prof. Dr. Dr. Ingo Wirth, Remo Kroll, Morduntersuchung in der DDR, Berlin 2014, 29,80 €, Band 4: Prof. Dr. F.-R. Schurich, Prof. Dr. Dr. I. Wirth, Die Kriminalistik an den Universitäten der DDR, Berlin 2015, 29,80 €
Während des Zweiten Weltkriegs stand Dänemark fünf Jahre lang unter deutscher Besatzung. Das kleine Dänemark ordnete sich der Okkupation unter, nachdem die Bombardierung von Kopenhagen angedroht worden war. Im Gegensatz zu anderen deutschen Besitznahmen blieb das Parlament bestehen und der König im Land. Der aufgezwungenen Entscheidung stimmten mit Ausnahme von Kommunisten und Nationalkonservativen alle zu. Es wurde eine Große Koalition ohne die unbedeutende Partei der dänischen Nationalsozialisten gebildet.
Trotzdem wurde von den deutschen Besatzern zunehmend Druck ausgeübt. Vor allem der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS - kurz SD - nahm im Geheimen Einfluss. Über diesen Einfluss, der nicht lange geheim blieb, berichtet jetzt das Buch des Juristen Matthias Bath, das soeben im Neuhaus Verlag erschienen ist. 1941 wurden einige Hundert dänische Kommunisten verhaftet und kamen in KZs. Ende August 1943 wurde die Regierung aufgelöst und durch den Befehlshaber der deutschen Truppen für einige Monate der militärische Ausnahmezustand verhängt. Die für Oktober 1943 von den Deutschen geplante Deportation der dänischen Juden wurde durch eine Rettungsaktion durchkreuzt: 7.000 der 8.000 dänischen Juden und mancher jüdische Flüchtling aus Deutschland konnten von Helfern mit Fischkuttern und anderen Kleinbooten nach Schweden ins Exil gebracht werden. Als der dänische Widerstand zunahm, wurde der SD noch aktiver und begann mit dem sogenannten „Gegenterror“. Kaj Munk ein dänischer Pastor und viel gelesener Kolumnist der großen dänischen Tageszeitungen, wurde nach anfänglicher Sympathie mit dem Nationalsozialismus zur Stimme des Widerstands und vom SD 1944 ermordet. Das war einer von ungefähr 50 Morden und zahlreichen Sprengstoffanschlägen einer auch aus Angehörigen Dänischer SS-Einheiten bestehende Gruppe unter Führung von Otto Schwerdt, einem deutschen SS-Mann. 1949 wurde Otto Schwerdt in Dänemark verurteilt, jedoch 1953 begnadigt und aus Dänemark ausgewiesen. Sieben dänische Mitglieder seiner Gruppe wurden im April 1947 zum Tod verurteilt und hingerichtet. Wer mehr davon wissen will, liest das Buch, das anhand dänischer Sekundärliteratur akribisch die Schandtaten des SD und deren Kollaborateure nachzuvollziehen versucht. Ernst Reuß Bath, Matthias: Der SD in Dänemark 1940-1945. Heydrichs Elite und der „Gegenterror", Berlin 2015, 19,95 EUR |
AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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