Sachbücher beschäftigen sich heutzutage vermehrt mit den betrügerischen Seiten des Internets. In seiner neuesten Publikation „Böses Geld: Bitcoin, Wirecard & Co.“ befasst sich der IT- und Sicherheitsexperte Cornelius Granig mit Fintech und Geldwäsche. Es geht beispielsweise um OneCoin, ein als Kryptowährung getarntes Schneeballsystem und der verschwundenen Gründerin Ruja Ignatova, aber auch um Wirecard und dem spurlos verschwundenen Jan Marsalek. Granig ist ein österreichischer Journalist, der sich seit vielen Jahren mit der Bekämpfung von Computerkriminalität und Korruption befasst. Er ist Experte und war selbst für wichtige Digitalisierungsvorhaben verantwortlich. Granig kennt sich aus in der Welt der Kryptowährungen wie Bitcoin und elektronischer Dienstleister wie Wirecard, die die Anleger meist nicht wirklich verstehen. Leider muss man selbst auch ein Finanz- und Internetexperte sein, um das zu verstehen was Granig zu erklären versucht.
Ein schon vorher von ihm publiziertes Buch heißt „Darknet“, in dem er erläutert wie Cyberkriminalität funktioniert und wie man sich gegen Attacken aus dem Netz schützen kann. Das Darknet hat einen schlechten Ruf, weil dort mit Drogen, Waffen und Kinderpornos gehandelt wird. Es hat jedoch eine weit darüber hinausgehende Bedeutung für das Internet und bietet durchaus positive Anwendungen, da es auch von Whistleblowern oder Bürgerrechtsaktivisten genutzt werden kann. Mit „Tor“ kann man in das Darknet hineingelangen, welches mit herkömmlichen Suchmaschinen nicht zu finden ist. Ein drittes Buch ist das Enthüllungsbuch „Bad Company. Meine denkwürdige Karriere bei der Wirecard AG“. Es schreibt ein Insider, der 15 Jahre bei Wirecard beschäftigt war. Er kannte die Protagonisten des Skandals aus nächster Nähe. Geld, Gier und Größenwahn bestimmten den Tagesablauf. Skurrile Gestalten tauchen auf, für die Geld, Markenklamotten und teure Uhren anscheinend äußerst wichtige Statussymbole sind. Man zeigt gern, dass man viel Geld verdient und verdient es anfangs mit Onlinepornos und Onlinegambling. Der Autor zeichnet Wirecard als „groteske Bumsbude“ und rechnet mit einzelnen Protagonisten scharf ab. Erstaunlich, dass im Kapitalismus, in dem es um sehr viel Geld geht, mehr Schein als Sein und wenig Kompetenz vorherrscht. Dass Freiherr von Guttenberg für Wirecard als Lobbyist tätig war, verwundert daher nicht. Verwundern tut dann aber doch, dass staatliche Behörden das traurige Spiel nicht schneller durchschauten. Es waren Journalisten, die das Blendspiel aufdeckten. In „Überwachungskapitalismus“ beschäftigt sich schließlich die emeritierte Professorin Shoshana Zuboff äußerst akribisch mit den Auswüchsen der legalen „Datenkraken“. Sie beschreibt die von Konzernen wie Facebook, Google oder Amazon ausgehenden Gefahren. Dort habe man die persönlichen Daten kommerzialisiert und zur Handelsware erklärt. Es ginge dabei letztlich immer um die Kontrolle und Steuerung des Verhaltens der Bevölkerung. Das Internet wird kaum durch Gesetze beschränkt und ist daher der größte unregulierte Raum der Welt. Der Erfolg von Google basiert auf die Fähigkeit das zukünftige Verhalten vorauszusagen. Die Internetnutzer sind der menschliche Rohstoff, der das dafür notwendige kostenlose Rohmaterial bereitstellt. Zuboff meint, dass der Sündenfall des „Überwachungskapitalismus“ in der Enteignung menschlicher Erfahrung liegt. Es sei eine Enteignung durch Überwachung. Das Motiv sei Habgier. Cornelius Granig, Böses Geld, Wien 2021, 256 Seiten, 24 € Cornelius Granig, Darknet – Die Welt im Schatten der Computerkriminalität, Kremayr & Scheriau, Wien 2019, 304 Seiten, 24 € Shoshana Zuboff, Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus, Campus Verlag, Frankfurt und New York 2018, Gebunden, 727 Seiten, 29,95 € Jörn Leogrande: Bad Company. Meine denkwürdige Karriere bei der Wirecard AG, Penguin Verlag, München 2021, 288 Seiten, 22 € Ernst Reuß Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
Juni 2024
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