Die im unterfränkischen Würzburg wohnhafte Käte wurde zusammen mit ihrem Mann Georg Frieß 1941 von dort deportiert.
Das Buch beruht auf einen 130-seitigen Bericht, der den Holocaust überlebenden Käte, den sie unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs im Flüchtlingslager schrieb, während sie auf Nachricht von ihrem Mann wartete, von dem sie kurze Zeit vorher getrennt worden war. Ende Juni erfuhr sie von seinem Tod in Bergen-Belsen, was sie auch in ihrem Bericht verarbeitet. Vor allem aber berichtet Frieß von den alltäglichen Grausamkeiten und Mordexzessen ihrer Peiniger in den Lagern und Ghettos. Der Bericht von Käte Frieß, die 1997 in den USA starb, wird von der Herausgeberin, die an der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin arbeitet, historisch eingeordnet und mit Bildern und Dokumente ergänzt. 1940, mit knapp 19 Jahren, heiratete die Stenotypistin Käte den sieben Jahre älteren Lehrer Georg Frieß. Beide kamen aus einem gemischt-konfessionellen Elternhaus. Elf Monate nach der Hochzeit wurde das Ehepaar deportiert. Nach den Rassegesetzen waren beide lediglich „Geltungsjuden“, da je ein Elternteil nichtjüdisch war, was ihnen letztendlich aber nichts nützte. Am 27. November 1941 fuhr der Zug mit insgesamt 202 unterfränkischen Jüdinnen und Juden nach Nürnberg und von dort zwei Tage später mit fünfmal so vielen Insassen in die Ungewissheit gen Osten. Spätestens nach der Ankunft in Riga und den folgenden Massenerschießungen, war es mit der Ungewissheit vorbei, was mit ihnen geschehen sollte. Käte überlebte mit viel Glück. Auf dem Todesmarsch kurz vor Kriegsende, war sie knapp davor mit blutdurchtränkten Schuhen aufzugeben und schrieb in ihrem Bericht den Satz, der dem Buch den Titel gab: „Ich schleppte mich vorwärts und war immer dicht dran, zu dem SS-Mann zu gehen und ihn zu bitten: ,Schießen Sie mich nieder. Ich kann nicht mehr.‘“ Doch sie hatte einmal mehr Glück: Das Rote Kreuz befreite Käte Frieß und brachte sie in die Sicherheit. Ernst Reuß Christin Sandow (Hg.), „Schießen Sie mich nieder!“ Käte Frieß’ Aufzeichnungen über KZ und Zwangsarbeit von 1941 bis 1945, Berlin: Lukas Verlag 2017, 234 S., 19,80 €, Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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