Martin Niemöller war sieben Jahre lang „persönlicher Gefangener“ von Adolf Hitler und nach dem Krieg das Gewissen der jungen Bundesrepublik. Er wurde als engagierter Pazifist zu einer Ikone der 68er Bewegung.
Allerding hatte Niemöllers Leben durchaus auch andere Facetten. Benjamin Ziemann, Professor für Neuere deutsche Geschichte, beschreibt in seiner Biographie „Martin Niemöller. Ein Leben in Opposition“ sämtliche Aspekte seines Lebens. Der 1892 geborene Martin Niemöller wurde Marineoffizier und studierte erst nach dem Ersten Weltkrieg Theologie. Geläutert? Nein! Er engagierte sich während des Studiums in rechtsradikalen und antisemitischen Parteien und Verbindungen, wählte ab 1924 die NSDAP und begrüßt die Machtergreifung Hitlers. 1936 betete er noch zu Führers Geburtstag, kritisierte aber gleichzeitig die staatliche Kirchenpolitik der Nationalsozialisten, weswegen er letztendlich im KZ landete. Als Niemöller nach Ende des Zweiten Weltkriegs als Widerstandskämpfer gefeiert wurde, war er selbst davon am meisten überrascht. Dass der ehemals überzeugte Berufsoffizier sich sogar zum Präsidenten der Deutschen Friedensgesellschaft wählen ließ, ist genauso erstaunlich wie sein Einsatz für die Studentenbewegung. Widersprüche und Brüche prägten sein Leben. Ernst Reuß Benjamin Ziemann, Martin Niemöller. Ein Leben in Opposition, DVA, München 2019, € 39,00 Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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