Kein historisches Sachbuch, sondern Fiktion, möglicherweise aber irgendwann mal Geschichte. Kreuzberg Blues heißt der neueste Krimi von Wolfang Schorlau, der regelmäßig im ZDF als „Dengler“ verfilmt wird. In Denglers zehntem Fall geht es um die Gentrifizierung in Berlin-Kreuzberg. Aktueller geht es nicht. In einem Radius von wenigen hundert Metern vereinen sich in Kreuzberg Plattenbauten, Schicki-Micki Etablissements, viele Migranten und die Antifa.
Dort ist - wie im Buch beschrieben - Entmietung angesagt. Ein Immobilienhai ekelt seine Mieter mit kriminellen Methoden aus den Häusern. Die Interessen des Kapitals und das des normalen Kreuzberger Bürgers stoßen aufeinander, denn Kreuzberg grenzt auch an den Potsdamer Platz. Schorlaus Buch ist nicht nur eine schnöder Krimi, sondern eher eine Gesellschaftsstudie, dessen Verfilmung gerade in einem Kreuzberger Haus abgeschlossen wurde, in dem ähnliche Zustände herrschen. Der Krimi geht jedoch weiter, denn hinter all dem steckt auch eine politisch, geheimdienstliche Verschwörung, die den Mietendeckel verhindern und einen politischen Umsturz herbeiführen will. Dazu sollen Rechtsradikale, Verschwörungstheoretiker, Impfgegner und Quer“denker“ aufgehetzt und vereinigt werden. Dem Buch, das vor der Pandemie begonnen wurde, wurden in Echtzeit aktuelle Geschehnisse hinzugefügt, ohne dass das aufgesetzt wirkt, auch wenn so manches Klischee bedient wird. An Aktualität ist es jedenfalls kaum zu überbieten. Ein Cliffhanger verspricht weitere spannende Folgen. Ernst Reuß Kreuzberg Blues, Denglers zehnter Fall, Dengler ermittelt, Band 10, Kiepenheuer&Witsch, Köln 2020, 416 Seiten, 22 € Comments are closed.
|
AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
|