Johann Gottfried Kinkel war ein Theologe, Schriftsteller, Kirchenlieddichter und demokratisch gesinnter Politiker. 1849 nahm Kinkel am badisch-pfälzischen Aufstand teil. Er wurde allerdings von den Preußen nach der Einnahme der Festung Rastatt verhaftet und vom preußischen Kriegsgericht zu lebenslanger Festungshaft verurteilt. Im Mai 1850 wurde er in das Zuchthaus Spandau überführt und galt als Märtyrer der Revolution. „Kinkel-Komitees“ sammelten Geld um seine Familie zu unterstützen.
Kinkels Freund Carl Schurz war der Verhaftung in Rastatt nur durch eine Flucht über einen Abwasserkanal entkommen und wollte nun seinem Freund auf andere Weise helfen. Schurz ging heimlich nach Berlin um seinen Freund zu befreien, was ihm in der Nacht vom 6. auf den 7. November 1850 mit Unterstützung eines Gefängniswärters auch gelang. Sie flohen gemeinsam nach Warnemünde und reisten von dort nach Edinburgh und dann über London nach Paris. Kinkel wurde in London schließlich Professor für Literaturgeschichte, später dann Professor für Kunstgeschichte in Zürich wo er 1882 mit 67 Jahren starb. Schurz dagegen ging 1852 in die USA und war dort bald einer der einflussreichsten Führer der frisch gegründeten Republikanischen Partei, die sich gegen die Sklaverei aussprach. Die deutschen „Forty-Eighters“, so wurden sie in den USA genannt, waren eine durchaus ernstzunehmende Minderheit von Neuimmigranten. Schulz wurde ein bedeutendes Sprachrohr dieser deutschen Immigranten und machte Karriere. Daher ernannte ihn der neugewählte US-Präsident Abraham Lincoln bei seinem Amtsantritt zum Botschafter in Spanien. Schurz kehrte jedoch schon im Januar 1862 während des Bürgerkrieges nach Amerika zurück, um in die Unionsarmee einzutreten, wo er, der ungediente Einwanderer, innerhalb kurzer Zeit zum Generalmajor und Divisionskommandeur aufstieg. Er befehligte zumeist deutsche Freiwillige. Nach dem Bürgerkrieg wurde er 1869 in Missouri Senator, 1877 wurde er sogar Innenminister der USA. Bis zu seinem Tode betätigte er sich in der US-amerikanischen Politik. Carl Schurz starb 1906 in New York im Alter von 77 Jahren. Sein Mitstreiter Mark Twain, mit dem er gegen die imperialistische Politik der USA politisierte, verfasste seinen Nachruf. Ernst Reuß Comments are closed.
|
AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
|