Zwei Sachbücher beschäftigen sich mit dem Internet. In der ersten Publikation „Darknet – Die Welt im Schatten der Computerkriminalität“, befasst sich der IT- und Sicherheitsexperte Cornelius Granig mit Cyberkriminalität und erläutert wie man sich gegen Attacken aus dem Netz schützen kann. Granig, der in den letzten Jahren die IT- und Sicherheitsabteilungen großer Banken und Versicherungen leitete, erklärt fundiert die vielen Formen der Computerkriminalität und wie das Darknet funktioniert. Das Darknet hat einen schlechten Ruf, weil dort mit Drogen, Waffen und Kinderpornos gehandelt wird. Es hat jedoch eine weit darüber hinausgehende Bedeutung für das Internet und bietet durchaus positive Anwendungen, da es auch von Whistleblowern oder Bürgerrechtsaktivisten genutzt wird. Mit „Tor“ kann man in das Darknet hineingelangen, welches mit herkömmlichen Suchmaschinen nicht zu finden ist.
Das zweite Buch heißt „Überwachungskapitalismus“, in dem sich die emeritierte Professorin der Harvard Business School Shoshana Zuboff äußerst akribisch mit den Auswüchsen der „Datenkraken“ beschäftigt. Sie beschreibt die von Konzernen wie Facebook, Google oder Amazon ausgehenden Gefahren. Dort habe man die persönlichen Daten kommerzialisiert und zur Handelsware erklärt. Zuboff sagt, dass sich der sogenannte „Überwachungskapitalismus“ bereits auf so gut wie alle Wirtschaftsbereiche ausgeweitet habe und man immer alarmiert sein sollte, wenn mit dem Wort „smart“ ein Produkt oder ein Service-Angebot bezeichnet wird. Es ginge dabei letztlich immer um die Kontrolle und Steuerung des Verhaltens der Bevölkerung. Selbstfahrende Autos sind zurzeit in aller Munde. Selbstverständlich können deren Daten für eine dynamische Beeinflussung des Fahrverhaltens benutzt werden. Beispielsweise mit Erhöhungen oder Senkungen der Versicherungsprämie. Man könne dann auch Restaurants und Werkstätten auf der Fahrtstecke bewerben. Daher ist es kein Wunder, dass Google Maps zukünftig nicht nur die gesuchte Fahrtroute anzeigen will, sondern gleich auch Ziele vorschlagen möchte. Das Internet ist kaum durch Gesetze beschränkt und daher der größte unregulierte Raum der Welt. Der Erfolg von Google basiert auf die Fähigkeit das zukünftige Verhalten vorauszusagen. Die Internetnutzer sind der menschliche Rohstoff, der das dafür notwendige kostenlose Rohmaterial bereitstellt. Die Gewinne des „Überwachungskapitalismus“ resultieren in erster Linie aus solchen Märkten. Zuboff meint, dass der Sündenfall des „Überwachungskapitalismus“ in der Enteignung menschlicher Erfahrung liegt. Es sei eine Enteignung durch Überwachung. Das Motiv ist Habgier. Ernst Reuß Cornelius Granig, Darknet – Die Welt im Schatten der Computerkriminalität, Kremayr & Scheriau, Wien 2019, Hardcover mit Schutzumschlag, 304 Seiten, 24,00 € Shoshana Zuboff, Das Zeitalter des Überwachungskapitalismus, Campus Verlag, Frankfurt und New York 2018, Gebunden, 727 Seiten, 29,95 € Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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