Robert Capa ist eine Ikone der Fotografie und wurde vor allem als Kriegsreporter bekannt. Seine Aufnahmen aus dem Spanischen Bürgerkrieg oder die Bilder vom D-Day hat jeder schon gesehen. Er war oft an vorderster Front und starb 1954 im Ersten Indochinakrieg, als er auf eine Mine trat.
„Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran“, lautete sein Motto. Robert Capa ist ein Künstlername. Er hieß eigentlich Ernö Friedman und wurde als Sohn einer jüdischen Schneiderfamilie in Budapest geboren. Von dort musste er aus politischen Gründen nach Deutschland flüchten, wurde aus der Not heraus Fotoassistent und veröffentlichte 1932 seine ersten Bilder im Berliner Weltspiegel. Nach der Machtübernahme durch die Nazis musste er erneut fliehen. Zuerst nach Wien und dann nach Paris. 1935 wurde er für eine Fotoreportage nach Spanien geschickt. Dort entstand am 5. September 1936 das Foto eines fallenden republikanischen Soldaten im Augenblick seines Todes, das ihn bekannt und zu einer Fotoikone machte. Drei Jahre später musste er erneut flüchten, diesmal nach New York. Im Zweiten Weltkrieg fotografierte er als Kriegsberichterstatter unter anderem den D-Day, mit der Landung der Alliierten in der Normandie am Omaha Beach. Mit den vorrückenden Amerikanern kam er wieder nach Deutschland. Auf einem Leipziger Balkon machte er am 18. April 1945 während der Besetzung Leipzigs ein weiteres berühmtes Foto von dem eben getöteten US-Soldaten Raymond J. Bowman, der im heutigen „Capa-Haus“ vor seinen Augen erschossen wurde. 1947 gründete Capa zusammen mit anderen die berühmte Fotoagentur Magnum und fotografierte in weniger gefährlichem Umfeld. 1954 kehrte er jedoch aushilfsweise zur Kriegsberichterstattung zurück. Seine letzten Fotografien zeigen den Minen-Suchtrupp bei dem er starb. Weitgehend unbekannt blieben die mehr als 600 Fotos, die Robert Capa im Sommer 1945 in Berlin aufnahm. Capa hatte einen Auftrag des Life Magazins. Er war deswegen ein paar Wochen vor Ort und hatte in der Zeit wohl eine Beziehung mit Ingrid Bergman. Seine Fotos sind ein Blick auf die befreite, aber ziemlich zerstörte Stadt und ihre Menschen. Die jetzt im Berliner Centrum Judaicum ausgestellten Bilder, zeigen das Nachkriegsberlin mit Schwarzmärkten und dem ersten jüdischen Neujahrsgottesdienst nach der Nazizeit. Es war am 9. September 1945 in der kleinen Synagoge am heutigen Fraenkelufer. Viele Fotografien aus dieser Zeit sind jetzt im Begleitband zur Ausstellung „Berlin Sommer 1945“ zu sehen. Es sind Schnappschüsse, die Capa vom Alltag in Berlin machte. Sie sind schon deshalb interessant, weil sie in der unmittelbaren Nachkriegszeit gemacht wurden. Beeindruckend vor allem die Fotos, für die er auf das Brandenburger Tor kletterte. Die Tage im Sommer 1945 bedeuteten nach dem Krieg eine Wende in seinem Leben, das leider so tragisch endete. Capa kehrte nie mehr nach Berlin zurück, wo seine Fotografenkarriere 15 Jahre zuvor aus Not und Zufall begonnen hatte. Ernst Reuß Chana Schütz (Hrsg.) ROBERT CAPA – BERLIN SOMMER/SUMMER 1945, Salzgeber Verlag , Berlin 2020, 160 Seiten, 25 €. Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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