Wer kennt schon John Wyclif, Wat Tyler und John Ball, deren Schicksal der Autor kurz streift. Jan Hus dagegen hat man wohl schon mal gehört.
Alles Vorgänger von Thomas Müntzer dessen Leben und dessen Bauernkrieg in Thüringen im schnell zu lesenden Büchlein „Der Krieg der Armen“ geradezu atemlos dargestellt wird. Müntzer wurde mitsamt seinem Bauernheer in der Schlacht bei Frankenhausen vernichtend geschlagen, eingekerkert und wie sein Vater hingerichtet. Er ist eine Ikone des Widerstands und der theologischer Gegenpart von Martin Luther. Als Revolutionär war er eine beliebte Figur der DDR Geschichtsschreibung gewesen. Müntzer war zwar zuerst ein Anhänger und Bewunderer Martin Luthers, wendete sich aber von ihm ab. Auch Luther distanzierte sich wegen dessen sozialrevolutionärer Bestrebungen von Müntzer, denn der predigte Gewalt um eine gerechten Gesellschaftsordnung zu erreichen. Bei ihm wurden Klöster aufgelöst, Räume für Obdachlose geschaffen und eine Armenspeisung eingerichtet. Er hatte nichts anderes als den Sturz der Obrigkeit im Sinn, was ihm allerdings nicht bekommen sollte. Müntzer wurde am 27. Mai 1525 gefoltert, öffentlich enthauptet und sein Leichnam aufgespießt. Kein historisches Sachbuch im engeren Sinn, aber der Autor setzt dieser außergewöhnlichen historischen Figur mit wenigen furiosen Seiten ein literarisches Ehrenmal. Für den historisch interessierten Feinschmecker. Ernst Reuß Éric Vuillard: „Der Krieg der Armen“. Roman. Aus dem Französischen von Nicola Denis. Matthes & Seitz, Berlin 2020. 66 S., geb., 16, € Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
Juni 2024
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