......hieß der 1958 sogar für den Oscar nominierte Film, mit dem Mario Adorf berühmt wurde. Er handelte vom geistig behinderten Bruno Lüdke, der lange Zeit als schlimmster Serienmörder Deutschlands galt.
53 Menschen soll er brutal ermordet haben. Gestanden hatte er sogar 84 Morde in ganz Deutschland, obwohl er aus dem Berliner Ortsteil Köpenick kaum herauskam. Bruno Lüdke galt als harmlos und ängstlich. Niemand, der ihn kannte, konnte sich den als „doofen Bruno“ titulierten Lüdke als Mörder vorstellen. Die angeblichen Taten unterschieden sich erheblich voneinander und es gab außer seinem Geständnis keinerlei Indizien, die Lüdke belastet hätten. Möglicherweise hatte er nicht mal eine einzige der ihm angelasteten Taten begangen. Lüdke war der perfekte Sündenbock für einen ehrgeizigen Kriminalbeamten und der perfekte „geborene Verbrecher“ für die nationalsozialistisch-rassistischen Naziideologen. Zu einem Prozess kam es nie. Lüdke wurde auf Veranlassung Heinrich Himmlers dem neu errichteten Kriminalmedizinischen Zentralinstitut der Sicherheitspolizei in Wien für erbbiologische und anthropologische Untersuchungen überstellt und kam bei den Menschenversuchen am 8. April 1944 grausam zu Tode. er https://www.youtube.com/watch?v=5uhAGBMbtTQ
Wer als Millionär Rad fährt, weil das Teil des Fitnessprogramms ist, wird das nicht verstehen. Wer den Untertitel „Justizalltag im Nachkriegsberlin“ liest, kann Radfahren - trotz manch exorbitant hoher Preise für Fahrräder - nicht als Kriterium der sozialen Abgrenzung verstehen. Wer weiß, wie wenig die Reichsmark 1948 wert und wie profitabel der Schwarzmarkt vor der Währungsreform war, hofft, vielleicht in diesem Buch Aufklärung darüber zu finden, wie die Nachkriegsgewinnler sich und ihre Gewinne transportierten. Und wird dann auf eine absurd klingende Begründung in einem Urteil stoßen, dass Fahren auf einem gestohlenen Rad ein politisches, weil gegen die Arbeiterklasse gerichtetes Delikt ist.
Der populär daherkommende Titel schmückt eine umfassende, soll heißen die politischen Randbedingungen der Rechtssprechung ebenso wie die Probleme des Alltags einschließende, auf umfangreiche Aktenstudien gestützte Darstellung und Analyse des strafrechtlichen Alltags im politisch unruhigen Berlin der Nachkriegszeit. Externe Bedingungen wie die Auswirkungen des Ost-West-Konflikt auf die Berliner Justiz, deren Spaltung und besonders die Rolle der Ostberliner Justiz bei der Politisierung des Strafrechts, werden ebenso thematisiert wie die rechtlichen Grundlagen der Rechtsprechung, darunter auch solche aus der Kaiser- wie der Nazizeit, einschließlich die alliierten Normen. Ihre spezifische Würze erhält die Publikation durch die in ihr geschilderten typischen Nachkriegsfälle im Bereich der Bagatellkriminalität sowie durch die Versuche der politischen Einflussnahme auf die Rechtsprechung. Diese wurde vor allem nach der politischen Spaltung und der Eingliederung der Justiz im Ostteil der Stadt in die Verwaltung deutlich. Die Justiz war danach keine unabhängige Gewalt mehr. Das dürfte für viele, die der neuen Ordnung nahe standen oder sich ihrer verpflichtet fühlten, kein großes Problem gewesen sein, wie es sich in manchen Urteilen zeigte. Bei der Bestrafung von Bagatellkriminalität - Diebstahl und Unterschlagung, Handel auf dem Schwarzmarkt – wurden teilweise drakonische Strafen gefällt. So auch im Fall eines Fahrraddiebes, dessen Tat deshalb als besonders verwerflich befunden wurde, weil „das Fahrrad wichtigstes Verkehrsmittel unserer werktätigen Bevölkerung ist. Millionäre fahren bekanntlich nicht auf Fahrrädern." Die Einführung der Kategorie "Feinde des Friedens" ermöglichte tendenziöse Urteile. Die Bestrafung von Wirtschaftsdelikten (u. a. Buntmetalldiebstahl)wurde politisch zum Kampf gegen frühere Nationalsozialisten hoch gejubelt. Der Autor, dessen für einen Juristen oft lockere Ausdrucksweise die Lektüre des Buches erleichtert, schafft es, eine Lücke in der Darstellung der Berliner Nachkriegsgeschichte zu füllen, Kontinuitäten zu verdeutlichen und die unmittelbare Nachkriegszeit sowie die damaligen Nöte der Berliner Bevölkerung zu erhellen. Deshalb ist es eine für an dieser Zeit Interessierte notwendige Lektüre. Dr. Gero Neugebauer, FU Berlin
Das Potsdamer Toleranzedikt wurde nach dem damals noch gültigen julianischen Kalender am 29. Oktober 1685 vom Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg erlassen. Wie bereits bei der Aufnahme der aus Österreich vertriebenen Juden 1671 erhoffte er sich dadurch einen wirtschaftlichen Aufschwung in seinem Herrschaftsgebiet. Der Kurfürst bot daher auch den in Frankreich wegen ihrer Religion verfolgten calvinistischen Hugenotten einen sicheren Zufluchtsort in seiner an den Folgen des Dreißigjährigen Krieges leidenden Heimat an.
Durch die Hugenotten, die sich in Berlin niederließen, stieg die Einwohnerzahl stark an. Mindestens 20 % der Berliner waren nun Hugenotten. Den Flüchtlingen wurden zudem großzügige Privilegien gewährt, was bei der evangelisch-lutherischen Bevölkerungsmehrheit Brandenburgs zu heftigen Protesten führte. Friedrich Wilhelms Hoffnungen erfüllten sich jedoch. In der Folgezeit blühte das Land auf. Die Flüchtlinge brachten dem Staat sowohl einen wirtschaftlichen als auch einen geistigen Aufschwung. Unter den Flüchtlingen war auch die Hugenottenfamilie de Maizière. Der Nachname leitet sich vom Herkunftsort der Familie ab, der Gemeinde Maizières bei Metz in Lothringen. Hört man den jetzigen Innenminister Thomas de Maizière, könnte man so manches Mal meinen er habe seine Wurzeln vollkommen vergessen. er
Oleg Chlewnjuk ist leitender Mitarbeiter des Staatsarchivs der Russischen Föderation in Moskau und Autor zahlreicher Bücher, nun hat er eine Biographie über Josef Stalin veröffentlicht. Stalin, der „Stählerne“, wie sich Josef Wissarionowitsch Dschugaschwili seit 1912 nannte, war laut Autor „grausam und mitleidlos veranlagt“. Dies half jedoch dabei den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen und Deutschland von den Nazis zu befreien, auch wenn Stalin während des Krieges für viele Fehlentscheidungen und damit für den Tod hunderttausender Soldaten die Verantwortung trug.
Stalin war der Ansicht, dass „der Staat das uneingeschränkte Recht habe, jedes Opfer von seinen Bürgern zu fordern“ und wurde deshalb zum Massenmörder, dem es bei der „Säuberung“ von „antisowjetischen Elementen“ mitunter eher um die Erfüllung von Kontingente ging, als um die einzelnen Schicksale. Unglaublich zu lesen wie ein Mann es schafft mit Angst und Terror ein derartig großes Land zu beherrschen. Auch so ist es zu erklären, dass sich niemand in sein Zimmer in der Datscha bei Moskau wagte als er einen Schlaganfall erlitt. Seine Tochter Swetlana, die letztendlich die letzten Stunden ihres Vaters an seiner Seite verbrachte, schrieb in ihren Erinnerungen: „Die Agonie war entsetzlich, sie erwürgte ihn vor aller Augen. In einem dieser Augenblicke [...], offenbar in der letzten Minute, öffnete er plötzlich die Augen und ließ seinen Blick über alle Umstehenden schweifen. Es war ein furchtbarer Blick, halb wahnsinnig, halb zornig, voll Entsetzen vor dem Tode und den unbekannten Gesichtern der Ärzte - dieser Blick ging im Bruchteil einer Sekunde über alles hin, und da [...] hob er plötzlich die linke Hand [...] und wies mit ihr nach oben, drohte uns allen. Die Geste war unverständlich, aber drohend, und es blieb unbekannt, worauf oder auf wen sie sich bezog. Im nächsten Augenblick riss sich die Seele nach einer letzten Anstrengung vom Körper los.“ Lesenswert, wenn auch mitunter zu detailliert. er Oleg Chlewnjuk: Stalin. Eine Biographie. Siedler Verlag, München 2015. 592 Seiten, 29,99 Euro.
Am 8. Mai 1945 wurde Deutschland von den Nazis befreit. Die Voraussetzung für den Neubeginn. Im 2015 erschienenen und reichlich illustrierten großformatigen Buch „1945 - Niederlage und Neubeginn“ beschreiben verschiedene Journalisten und Historiker das Jahr 1945 und die nachfolgende Entwicklung.
Der erste Abschnitt ist der Besatzungsherrschaft sowie den Nürnberger und Tokioer Prozessen gewidmet, während sich der zweite Teil mit der Situation in den vier Besatzungszonen beschäftigt. Der dritte und vierte Abschnitt analysiert die deutsche Nachkriegsgesellschaft bis zur Gründung beider deutscher Staaten und einzelne Aspekte der internationalen Entwicklung in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die die nächsten Jahrzehnte prägen sollten. Das Buch endet mit einem Ausblick auf die Zukunft des wiedervereinigten Deutschlands und seiner Rolle in Europa. Für alle, die sich für historische Zusammenhänge interessieren. er Piper, Ernst (Hrsg.), 1945 - Niederlage und Neubeginn, Hardcover, gebunden mit Schutzumschlag, 272 Seiten, Edition Lingen Stiftung, Köln 2015, 24,95 € |
AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
|