Die 1885 in Hagen geborene Luise Meier, eine katholische Hausfrau aus Berlin, half bis zu ihrer Festnahme 28 Berliner Juden zur Flucht. Die vierfache Mutter, deren Mann 1942 gestorben war, wohnte in einem Haus im Grunewald. Dort befand sich auch eine Pension, in der - bis zur zwangsweisen Schließung - Juden lebten und auf ihre Ausreise hofften. Die Witwe hatte Mitleid mit ihren Nachbarn, half ihnen und begleitete sie auf ihrer Fahrt Richtung Schweiz. Als gläubige Katholikin lehnte Luise Meier das Regime ab, obwohl einer ihrer Söhne der „Leibstandarte-SS Adolf Hitler“ angehörte. Vor Ort an der Schweizer Grenze wurde ihr von Josef Höfler, einem jungen Handwerker aus der Gegend und seiner Frau Elise geholfen.
Als ein Fluchtversuch im Mai 1944 scheitert, wurden Josef Höfler und Luise Meier inhaftiert, während Elise flüchten konnte. Ihr Fall wurde nach Abschluss der Ermittlungen wegen „fortgesetzter Beihilfe zur illegalen Auswanderung von Juden nach der Schweiz“ an den Volksgerichtshof in Berlin abgegeben. Zu einer Verurteilung der beiden kam es in der Agonie des „Dritten Reiches“ aber glücklicherweise nicht mehr. Sie überlebten daher und wurden von den Alliierten nach Kriegsende aus dem Gefängnis befreit. Im Juli 2001 wurde Luise Meier zusammen mit Josef Höfler und dessen Frau Elise von der Gedenkstätte Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern anerkannt. Ernst Reuß
„Luise Meier und Familie Höfler, um 1952", Privatbesitz Gertrud Eisele
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
Juni 2024
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