Die österreichische Autorin Livia Klingl lebt in Wien und kommentiert seit den österreichischen Nationalratswahlen im Oktober 2017 auf Facebook das österreichische Politgeschehen. In dem kleinformatigen Büchlein „Biedermeiern“ brachte sie nun ihre schönsten Kommentare heraus. Mit dem Statement „übrigens: an diesem wahlergebnis sind die INländer schuld!“ beginnt das Buch und endet 395 Tage später.
Unter Biedermeiern versteht man Politikverdrossenheit und dem widmet sie sich auf kritische und satirische Weise in dem Jahr nach der Wahl. Als Journalistin, die aus zahlreichen Krisengebieten berichtete, meint sie „am effektivsten in österreich ist das burka-gesetz. hab´ schon ewig keine gesehen. genau genommen seit 2002, seit ich aus afghanistan zurück bin.“ Weihnachten kommentiert sie so: „antisemiten feiern einen judenbuben. ausländerfeinde einen fremden. flüchtlingshasser einen vertriebenen. verächter des nahen ostens einen orientalen. obdachlosenbespucker einen wohnungslosen. ehe-verfechter einen bankert. traditionalisten einen sozialrebellen. aber eh nur heute zu weihnachten.“ Zwischen den Kommentaren gibt es immer wieder eigenhändig angefertigte Karikaturen, des Politgeschehens. Kanzler Kurz, den sie als Bubenkanzler bezeichnet, und dessen Verbündete werden immer wieder kritisiert. Klingl verzweifelt nicht nur an der momentanen rechtsgerichteten Politik, sondern auch an ihren eigenen Landsleuten, wo Ausländerhass und rechtsradikale Parolen inzwischen hoffähig sind. Sie sagt: „man wird kein christ, nur weil man in die kirche geht. man wird ja auch kein auto, nur weil man in der garage steht. man wird auch nicht zwingend demokrat, nur weil man zu wahlen geht“ Ein nett und schnell zu lesender Rundumschlag! Ernst Reuß Livia Klingl, Biedermeiern, Politisch unkorrekte Betrachtungen, gebunden, 128 Seiten, Format 10,5 x 16,5, 1 Auflage, Kremayr & Scheriau 2019, 12,90 € Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
Juni 2024
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