"1939 hatten noch 33 150 Juden in Winniza gelebt, immerhin 35,6 % der Gesamtbevölkerung. Als die Deutschen am 19. Juli 1941 die Stadt einnahmen waren noch 18 000 jüdische Bürger in der Stadt, der Rest war geflohen. Schätzungen gehen davon aus, dass am 19. September 1941 mehr als 10 000 Juden durch das 45. Reserve-Polizeibataillon erschossen wurden. Am 15. April 1942 wurden noch einmal knapp 5 000 Juden kurz vor den Toren der Stadt Winniza umgebracht. Ungefähr 1 000 als „unabkömmlich“ geltende Handwerker ließ man vorerst noch am Leben. Unmittelbar nach dem Krieg sollen gerade noch 74 Bürger jüdische Überlebende gezählt worden sein. Heute ist nur noch 1 % der Bevölkerung jüdischen Glaubens."
(Aus: Ernst Reuß, Gefangen! Zwei Großväter im Zweiten Weltkrieg, Berlin 2019, Seiten 80 ff.) Es gab mit Stalag 329 ein Kriegsgefangenenlager und viele Zwangsarbeiterlager in Winniza, in denen meist unmenschliche Bedingungen herrschten. Auch außerhalb dieser Lager kam es zu Erschießungen; im September 1941 sowie im Frühjahr 1942 sogar zu Massenerschießungen. Beide Massenerschießungen fanden vor den Toren der Stadt statt. Heute ist die Stadt gewachsen und die Stätten der Massenmorde befinden sich jetzt auf dem Gelände einer privaten Gärtnerei. Drei erst in jüngster Zeit von jüdischen Organisationen errichtete kleine Denkmäler weisen auf die Erschießungsorte hin; sonst gibt es nichts. Da die Denkmäler sich auf einem Privatgelände befinden, ist der Zugang nicht immer gewährleistet. Die Massaker sind weitestgehend vergessen. Eines der Denkmäler erinnert an die ermordeten Kinder, die ihren Müttern weggenommen und am Rand der einen Grube ermordet worden waren. Stalag 329 befindet sich zum Teil auf militärischem Sperrgebiet, das man nur mit Sondergenehmigung und beschränkter Fotografiererlaubnis besuchen darf. Dort befindet sich am Fundort eines Massengrabes das Mahnmal für die 2008 an diesem Ort exhumierten Überreste der verscharrten Kriegsgefangenen. Im nahe gelegenen frei zugänglichen Teil des ehemaligen Stalags 329 befindet sich ebenfalls ein Mahnmal. Nördlich von Winniza wurde das Führerhauptquartier „Werwolf“ errichtete. Auch jüdische Zwangsarbeiter wurden zu den Arbeiten beim Aufbau sein. Als sie nicht mehr gebraucht wurden, sollen sie erschossen worden sein. Ernst Reuß Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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