Am 12. Januar 1945 begann die große sowjetische Winteroffensive im Osten. Die Sowjets hatten nicht wie von Hitler erwartet in Ungarn, sondern von ihren Brückenköpfen an der Weichsel aus zu einer Großoffensive angesetzt. Binnen weniger Wochen waren sie an der Oder und Neiße. Ostpreußen und Schlesien wurden überrannt. Der Krieg sollte nicht mehr lange dauern.
Zwischen 26. Januar und 3. Februar 1945 durchbrachen sowjetische Truppen die deutschen Stellungen östlich der Oder und bildeten beiderseits Küstrins und nördlich von Fürstenberg die ersten Brückenköpfe am westlichen Oderufer. Am 16. April 1945 in den frühen Morgenstunden wurde dann dort der Kampf um Berlin eingeleitet. Die Schlacht um die Seelower Höhen, einer etwa 50 Meter hohen Erhebung mit gutem Ausblick über der waldlosen Oderniederung, ist legendär. Es war eine der größten Schlachten zwischen der Roten Armee und der Wehrmacht. Gewaltiger Artillerie- und Panzerbeschuss kündigten den Vormarsch mit Höllenlärm an. Zehntausende Soldaten kamen dabei um. Der Brandenburger Landesverbandes der Deutschen Kriegsgräberfürsorge hat erst in den letzten drei Jahrzehnten rund 6 000 deutsche Gefallenen und rund 1 300 tote Rotarmisten der Schlacht um die Seelower Höhen gefunden und auf einer der zahlreichen Kriegsgräberstätten im Oderbruch beerdigt. Die Deutschen kämpften besonders gegen die Rote Armee erbittert, auch wenn es keinen Sinn mehr machte. Viele Wehrmachtsoldaten wussten warum, denn ihnen war nicht entgangen welche Verbrechen von deutschen Soldaten im Osten begangen worden waren. Sie hatten Angst vor der Rache derjenigen, deren Angehörige gnadenlos gemeuchelt wurden. Die Propagandamaschinerie der Nazis tat ein Übriges. Nach hohen Verlusten konnten sich die sowjetischen Streitkräfte schließlich am 19. April den Weg nach Berlin freikämpfen. An die Schlacht erinnert die Gedenkstätte Seelower Höhen, die dort bereits am 27. November 1945, zusammen mit einem sowjetischen Kriegsgräberfriedhof, eingeweiht wurde. Bis zur Einnahme Berlins dauerte es nicht mehr lange. Bereits am 28. April 1945 hatte der Militärkommandant der Stadt Berlin, Generaloberst Bersarin, mit dem Befehl Nr. 1 bekannt gegeben, dass die gesamte administrative und politische Macht in Berlin auf ihn übergegangen sei. Doch erst als Hitler sich selbst umbrachte, fühlte sich General Weidling, der letzte verbliebene Kampfkommandant, nicht mehr an seinen Eid gebunden und kapitulierte am 2. Mai 1945. Sein Kapitulationsbefehl lautete: „Am 30. April 45 hat sich der Führer selbst entleibt und damit uns, die wir ihm Treue geschworen hatten, im Stich gelassen [...]. Jede Stunde, die ihr weiterkämpft, verlängert die entsetzlichen Leiden der Zivilbevölkerung Berlins und unserer Verwundeten. Jeder, der jetzt noch im Kampf um Berlin fällt, bringt seine Opfer umsonst [...].“ Ernst Reuß Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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