Mit seinem Buch „Proud Boys“ analysiert der Autor Carl Kinsky, die erst vor einigen Jahren entstandene „Proud Boys Bewegung“. Er beginnt seine Analyse mit den Vorläufern dieser rechten Bewegung in den USA und skizziert ein aufgehetztes und gespaltenes Volk.
Die Proud Boys sind eine „gewaltorientierte Männergemeinschaft“, eine „Bruderschaft zur Wiedererlangung der authentischen Männlichkeit“. Pornographie und Masturbation sind verpönt, dafür gibt es die „Proud Boys Girls“. Das Motto lautet „arbeiten kämpfen ficken“. Der 2016 vom Mitbegründer des Online- und Print-Magazins VICE ins Leben gerufene Männerbund nahm einen rasanten Aufstieg von einem Männerstammtisch in New York zu einem bundesweit aufgestellten Netzwerk mit Kontakten ins politische Umfeld von Donald Trump, der sie bat „bereit zu sein“. Bei der gewalttätigen Erstürmung des US-Kapitols am 6. Januar 2021 spielten sie eine Schlüsselrolle. Trump hatte sie schließlich dazu aufgerufen, weil er seine Wahlniederlage bis heute nicht anerkennt. Den völlig unbelegten Vorwurf des massiven Wahlbetrugs hatte er auch am 6. Januar vor Anhängern in Washington wiederholt, als der Kongress Bidens Wahlsieg bestätigen wollte. Trump rief seine Zuhörer dabei auf zum Kapitol zu marschieren und „auf Teufel komm raus zu kämpfen“. Kurz danach stufte zumindest die kanadische Regierung die Bruderschaft offiziell als terroristische Vereinigung ein. Warum das in den USA noch nicht geschehen ist und warum gegen den Anstifter der Kapitolstürmung immer noch keine Anklage erhoben wurde, steht nicht im Buch. Das Büchlein hat nur 88 Seiten, aber mehr braucht es auch nicht um die Absurdität und die Gefährlichkeit solcher Bewegungen ausreichend darzustellen. Der letzte Satz des Buches ist eine Warnung, die der vernunftbegabte Teil der amerikanischen Politiker durchaus ernst nehmen sollte: „Mit der zunehmenden Positionierung der Republikanischen Partei als Fundamentalopposition zur liberalen Demokratie droht ein Abgleiten von Teilen der Partei in offen faschistische Politik.“ Ernst Reuß Carl Kinsky, Proud Boys, Trumpismus und der Aufstieg ultranationalistischer Bruderschaften, unrast transparent Band: 20, Münster 2021, 88 Seiten, 7,80 € Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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