„Dem Holocaust entkommen“ heißt die preisgekrönte Dissertation von Markus Nesselrodt. In dieser schildert und analysiert er die Erfahrungen der rund 230.000 polnischen Juden, die in nicht besetzten Gebieten der Sowjetunion zwischen 1939 und 1946 den Zweiten Weltkrieg überlebten.
Viele waren vor den Nazis dorthin geflüchtet, andere wurden aber auch vom sowjetischen NKWD verschleppt und mussten in abgelegenen Siedlungen in den zentralasiatischen Sowjetrepubliken Usbekistan, Kasachstan, Tadschikistan, Kirgisistan oder Turkmenistan unter sehr schwierigen Lebensbedingungen in einem von Krieg, Armut und politischem Terror gezeichneten Land Zwangsarbeit leisten. Flucht, Deportation, Evakuierung und Repatriierung waren ständiger Begleiter ihres Daseins, das oft zu einem Leben am Rande der Legalität zwang. Das Leben war stets politischen Einflüssen unterworfen, denn die jeweiligen diplomatischen Beziehungen der Sowjetunion wirkten sich unmittelbar auf die Lebensbedingungen der Exilanten aus. Sie verfügten bei entsprechenden Sprachkenntnissen jedoch über einen gewissen Handlungsspielraum, um sich in die sowjetische Gesellschaft zu integrieren und freundschaftlichen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung zu pflegen. Ernst Reuß Nesselrodt, Markus, Dem Holocaust entkommen, Polnische Juden in der Sowjetunion, 1939–1946, Europäisch-jüdische Studien – Beiträge 44, DE GRUYTER OLDENBOURG 2019, 400 Seiten, 89,95 € Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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