Besonders erschütternd auch die Berichte nach der Flucht aus Sobibór und nach der Befreiung durch die Rote Armee. Er war wieder in seinem Heimatort.
Ein Ausschnitt aus dem Buch: „Etwa zwei Wochen später klopfte jemand an die Tür der Bäckerei und verlangte Einlaß. Frau Krölikowski kam mit wirrem Haar herunter. »Toivi«, sagte sie keuchend, »lauf auf den Dachboden.« Da ich solche Notfälle gewohnt war, fragte ich nicht erst lange nach, sondern versteckte mich innerhalb von Sekunden im hintersten Winkel des Dachbodens. Unten ging die Tür auf, und ich hörte fremde Stimmen. Dann ging die Tür wieder zu. (…) Sobald Frau Krölikowski verschwunden war, rief mich Piasecki zu sich und sagte: »Lauf von hier weg, Toivi, und verlier keine Zeit, sonst ist es zu spät.« Er sagte, es gebe keine Juden mehr in Izbica. Fremde hatten sich in den jüdischen Häusern einquartiert, die gar nicht daran dachten, sie wieder herzugeben. In kleinen Städtchen wie Izbica seien die wenigen Juden, die zurückgekehrt waren, nicht sicher, und es seien sogar schon welche umgebracht worden. »Sie suchen dich, sie suchen dich überall. Lauf, lauf nach Lublin, bevor es zu spät ist«, wiederholte er.“ (Thomas T. Blatt, Nur die Schatten bleiben, Der Aufstand im Vernichtungslager Sobibór, Berlin 2009, S. 295 f.) Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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