Mordechai Strigler, der 1998 als 80-Jähriger in New York starb, war ein Schriftsteller, Journalist und Überlebender der Shoah. Er schuf mit seiner Buchreihe „Verloschene Lichter“ ein literarisches Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik.
Der beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs in Warschau ansässige Strigler, wurde nach Einmarsch der Deutschen zur Zwangsarbeit in unterschiedliche Arbeitslager geschickt. Er überlebte zwölf davon und emigrierte kurz nach seiner Befreiung nach Paris. Dort begann er seine Erfahrungen in literarischer Form zu verarbeiten. Eltern und drei von sieben Schwestern waren Opfer der Nazis geworden. Nach „Majdanek“ und „In den Fabriken des Todes“ erschien nun der dritte Teil in deutscher Erstausgabe. Die Bücher waren zuvor nur auf Jiddisch veröffentlicht worden. In „Werk C“ beschreibt Strigler seine Zeit im 140 km südlich von Warschau gelegenem Arbeitslager Skarzysko-Kamienna, das von der Leipziger Munitionsfabrik Hugo und Alfred Schneider AG (HASAG) betrieben wurde. Anders als im Vorgängerband, zeigt Strigler weniger die grausamen und menschenunwürdigen Produktionsbedingungen auf, die von sadistischen Mördern überwacht wurden, sondern konzentriert sich auf einzelne Personen und Beziehungen. Die HASAG war, vor allem nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion, als Munitionshauptlieferant von großer Bedeutung. Es ist dem Herausgeber Frank Beer und der Übersetzerin Sigrid Beisel zu verdanken, dass Striglers Publikationen inzwischen auf Deutsch erschienen sind. Striglers Bücher sind keine nüchternen Sachverhaltsschilderungen des Alltags der jüdischen Häftlinge, sondern eine literarische Aufarbeitung des Erlebten. Schonungslos beschreibt er die Lagerorganisation und das Lagerleben, sowie den Umgang der jüdischen Gefangenen untereinander. Ostjuden und westlich sozialisierte Juden wurden von den deutschen Tätern gegeneinander ausgespielt. Strigler beschreibt mit dem scharfen Blick seines Protagonisten „Mechele“ sowohl die Opfer als auch die Täter. Wolfgang Benz schrieb in einer Rezension zu Striglers Werken: „Am verstörendsten ist die Erkenntnis, dass es die oft beschriebene heroische und solidarische Gesellschaft der Opfer als Gegensatz zu den Tätern so nicht gab.“ Strigler selbst stieg mit der Zeit in „privilegiertere“ Kreise der jüdischen Lagerverwaltung auf und konnte daher auch von dieser berichten. Ernst Reuß Mordechai Strigler (Hg. Frank Beer), Majdanek, Verloschene Lichter. Ein früher Zeitzeugenbericht vom Todeslager. Deutsche Erstausgabe März 2016, 228 Seiten, Paperback, 24,00 € Mordechai Strigler (Hg. Frank Beer), In den Fabriken des Todes, Verloschene Lichter II. Ein früher Zeitzeugenbericht vom Arbeitslager Skarzysko-Kamienna. Aus dem Jiddischen von Sigrid Beisel, Deutsche Erstausgabe Juni 2017, 400 Seiten, Paperback, 29,80 € Mordechai Strigler (Hg. Frank Beer), Werk C, Verloschene Lichter III. Ein Zeitzeugenbericht aus den Fabriken des Todes, Aus dem Jiddischen von Sigrid Beisel, Deutsche Erstausgabe Oktober 2019, 460 Seiten, Paperback, 32 € AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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