Erika Summ, geborene Ohr, wurde als Tochter eines Schäfers 1921 im Hohenloher Land im heutigen Baden - Württemberg geboren. Sie erlebt dort eine scheinbar idyllische Kindheit auf dem Dorf in der Nähe von Künzelsau. Allerdings war die Idylle geprägt von harter Arbeit der Eltern, aber auch der Kinder. Ihr Bruder stirbt bei einem Arbeitsunfall. Anfang der dreißiger Jahre bricht der Nazispuk auch ins dörfliche Leben ein. Ihr Vater hatte zusammen mit seinem Bruder einen Gutshof erworben, der wenig Gewinn abwirft und die Nazis teilen das Gut unter mehreren Familien auf. Erika muss als schlecht bezahlte Magd arbeiten. Sie will aber keine Magd sein, wird Pfarrersköchin und macht schließlich eine Ausbildung zur Rotkreuzschwester. Ende 1942 muss sie in den Krieg ziehen und für eine schwer erkrankte Frontschwester einspringen.
ine abenteuerliche und lebensgefährliche Reise nach Shitomir in der Ukraine beginnt. Dort pflegt sie verwundete und verstümmelte Frontsoldaten und begleitet die vielen Sterbenden. In Shitomir sieht sie so einiges. Die Front kommt näher und schon Ende 1943 beginnt der Rückzug des Lazaretts über Polen, Ungarn, die Slowakei und Tschechien, bis Erika schließlich kurze Zeit in amerikanischer Gefangenschaft gerät. Erika Summ ist 2019 im hohen Alter von 98 Jahren verstorben. Sie war am Sonntag, den 30. Mai 2021, 23.45 Uhr, in der ZDF-Dokumentation „Unsere Mütter, unsere Großmütter. Frauen im Krieg“ zu sehen (in der Mediathek). Dort berichtet sich auch von Verbrechen hinter der Front in der Ukraine. Im Buch tut sie das nicht. Nur einmal erzählt sie eine Episode, dass ein Mann am polnischen Kloster von Tschenstochau erschossen wurde, wo sie ihr Lazarett aufgebaut hatten. „Aber anders war an den Mann nicht heranzukommen“, meint sie lapidar. Über das ungarische Pécs schreibt sie: „Die Einwohner waren uns anfangs nicht sehr wohlgesonnen, denn wenige Tage zuvor waren hier alle Juden abtransportiert worden, aber das erfuhren wir erst nach und nach.“ Recht naiv auch ihre Beobachtung, als ein älterer Einheimischer abgeführt weil, weil er mehr über die anrückende Front wusste, als von den deutschen Okkupanten gewünscht. Nah waren ihr nicht die Einheimischen, sondern die deutschen Besatzer und selbstverständlich die Patienten. Sie war eine junge, einfache Frau an der Front, die tat was ihr aufgetragen wurde, ohne ernsthaft das Warum ihres Erlebens zu hinterfragen. Trotzdem zeitgeschichtlich interessant und mit privaten Bildern schön illustriert. Ernst Reuß Erika Summ, Schäfers Tochter: Die Geschichte der Frontschwester Erika Summ. 1921-1945 (Sammlung der Zeitzeugen), Zeitgut Verlag, Berlin 2014, 192 S., 12,80 € 评论已被关闭。
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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