Heinrich und Maria List waren ein knapp über 60 Jahre altes Bauernehepaar. Sie lebten in Ernsbach in Hessen, einem kleinen Dorf im Odenwald. Als Ferdinand Strauß, ein jüdischer Bekannter, sie Ende 1941 um Hilfe bat, zögerten sie nicht. Sie gewährten ihm Unterschlupf.
Leider wurden sie von einem Nachbarn beim Bürgermeister denunziert, der eine Untersuchung gegen den Landwirt einleitete und seinen ansonsten unbescholtenen Mitbürger der Gestapo auslieferte. Heinrich List wurde nach dreimonatiger Gestapo-Haft in das KZ Dachau verlegt, wo er kurz danach starb. Offiziell an den Folgen einer Infektion, wahrscheinlich jedoch an Misshandlungen während der Haft. Ferdinand Strauß hatte rechtzeitig über die Schweizer Grenze entkommen können. Er überlebte. Wie in vielen Orten, wurde nach dem Krieg auch in Ernsbach über die Vorkommnisse geschwiegen. Erst die Nachforschungen von Schülern und Lehrern des nahe gelegenen Gymnasiums brachte die Geschichte ans Licht. Ende 1992 wurde List gemeinsam mit seiner Frau Maria als „Gerechte unter den Völkern“ geehrt. Wiederum zehn Jahre später wurde im Ort ein Weg nach Heinrich List benannt. Ernst Reuß Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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