Bücher über Donald Trump gibt es genug. Das auf Gesprächen mit mehr als 200 Quellen basierende, überaus detaillierte Buch von Philip Rucker und Carol Leonnig von der „Washington Post“, enthält daher auch nichts wesentlich Neues. Es wirft einen weiteren internen Blick auf die fragwürdige Amtszeit eines narzisstischen Präsidenten, der sich mitunter anscheinend wie ein bockiges Kleinkind verhält.
Die Übersetzung des Buches ist nun beim Fischerverlag erschienen. Es heißt „Trump gegen die Demokratie“. Der Originaltitel ist in der deutschen Fassung als Untertitel erhalten geblieben und lautet: „A Very Stable Genius.“ Trumps Berater im Weißen Haus führen einen verzweifelt Kampf, um die Dinge in geordneten Bahnen zu lenken. Beispielsweise waren seine Berater aufgrund Trumps mangelnden Geschichts- und Geographiekenntnisse beunruhigt. Sie versuchten, ihm diesbezüglich während einer Besprechung dosiert und koordiniert Grundkenntnisse beizubringen. Diese mussten in mundgerechten Stücken serviert werden, weil die Aufmerksamkeitsspanne des Präsidenten nur kurz ist. Außen- und Verteidigungsminister scheiterten dabei jedoch kläglich an seinen Wutausbrüchen. „Ihr seid alle Verlierer“, brüllte er genervt ob der Ausführungen. „Ihr seid nichts als ein Haufen Weicheier und Babys.“ Außenminister Tillerson sagte später Trump sei einen „fucking moron“, also einen „verdammten Vollidiot“. Von den damaligen Beratern arbeitet heute keiner mehr für Trump. Trump forderte, die Stationierung und den Einsatz von US-Soldaten anderen Staaten quasi als Söldner in Rechnung zu stellen, was im Militär für helles Entsetzen sorgte. Seine besonderen Beziehungen zu Wladimir Putin und Kim Jong-il führten zu größeren Irritationen, die im Vorwurf des Landesverrats gipfelten. Seine Berater standen oft sprachlos daneben, wenn sie seine Statements oder Twitter-Botschaften vernahmen und versuchten, danach den dadurch entstandenen Schaden wieder zu korrigieren, Quellen, die für ihn gelogen haben, bezeichnen Trump inzwischen als notorischen Lügner. Der Präsident scheint dabei eine gänzlich andere Wahrnehmung zu haben und glaubt meist was er sagt, auch wenn er kurz danach das Gegenteil behauptet. Ein interessant und umfassend geschriebenes Buch, das man jedoch nicht unbedingt schmökern muss, wenn man ähnliche Bücher bereits gelesen hat. Während man anfangs sich noch verwundert die Augen reibt, wiederholt sich immer wieder dasselbe Muster, nur mit unterschiedlichen Beratern und Schmeichlern, Ernst Reuß Philip Rucker und Carol Leonnig: "Trump gegen die Demokratie - 'A Very Stable Genius'. Aus dem Amerikanischen von Martin Bayer, Karlheinz Dürr, Hans-Peter Remmler, Werner Roller, Karin Schüler, Violeta Topalova. S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2020, 560 Seiten, 22 € Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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