Der britische Historiker Antony Beevor hat erneut ein umfangreiches Werk zum Zweiten Weltkrieg verfasst. Sein Buch „Berlin 1945: Das Ende“ wurde in 24 Sprachen übersetzt und war in vielen Ländern ein Bestseller. Er bleibt ein hervorragender Erzähler mit enormem Wissen, auch wenn er die Detailtreue mitunter etwas übertreibt. Auch das kleinste Scharmützel und die daran teilnehmenden Truppen und Offiziere werden ausführlich beschrieben. Beevor war Berufsoffizier in der britischen Armee, was man an seiner heroischen Erzählweise merkt, die man als Militär wohl eher nachvollziehen kann. Zuletzt beschäftigte er sich mit der Ardennen-Offensive, nun mit dem kurz zuvor stattfindenden „Kampf um die Brücken über den Rhein“. Bei Arnheim sollte einen Brückenkopf über den Rhein errichtet werden. Zahlreiche Bücher und Filme haben das Thema bereits behandelt. Operation Market Garden vom 17. bis zum 27. September 1944 war das größte Luftlandeunternehmen des 2. Weltkriegs mit 40 000 hinter den deutschen Linien abgesetzten Fallschirmjägern. Beevor berichtet chronologisch minuziös über das Geschehen. Fotos und Kartenmaterial lockern das Ganze ein wenig auf. Die Alliierten rechneten bei Arnheim lediglich mit wenig Widerstand, doch der erbittert kämpfenden Wehrmacht gelingt einer ihrer letzten Siege: Es gibt unter den Alliierten 18 000 Gefallene während die Wehrmacht 8 000 Opfer zu beklagen hatte. Jedoch waren auch zahllose Opfer unter der holländischen Zivilbevölkerung zu beklagen, denn die deutschen Besatzer übten Rache und stoppten alle Lieferungen in die Niederlande. Der Westen der Niederlande wurde von Lebensmittel- und Kohlenlieferungen abgeschnitten. Im sogenannten „Hungerwinter“ 44/45 sollen mehr als 18 000 niederländische Zivilisten umgekommen sein.
Ernst Reuß Antony Beevor, Arnheim, Der Kampf um die Brücken über den Rhein 1944, C. Bertelsmann Verlag, München 2019, Hardcover mit Schutzumschlag, 544 Seiten, € 28,00 Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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