Das Dokumentationszentrums Topographie des Terrors zeigt noch bis zum 21. Oktober 2018 die vor Kurzem eröffnete Ausstellung: „Der Volksgerichtshof 1934-1945. Terror durch ‚Recht´”.
Der Volksgerichtshof wurde, was die wenigsten wissen, anfangs im damaligen „Preußischen Landtag“ und jetzigen „Abgeordnetenhaus von Berlin“ errichtet, zog dann aber in die Bellevuestraße nahe dem Potsdamer Platz. Etwa 5200 Todesurteile wurden in den elf Jahren seines Bestehens ausgesprochen. „Der Volksgerichtshof wird sich stets bemühen, so zu urteilen, wie er glaubt, daß Sie, mein Führer, den Fall selbst beurteilen würden“, schrieb der spätere Präsident Roland Freisler in einem Brief an Hitler. Als Deutschland am Ende des Krieges schon in Agonie lag, wüteten die Richter wie die Berserker und es kam zu Todesurteilen wie am Fließband. Schon ein im Privatkreis erzählter Witz über den Führer konnte und wurde mit dem Tode bestraft. Ein Luftangriff Anfang Februar 1945 zerstörte das letzte Gerichtsgebäude in der Bellevuestraße. Obwohl Präsident Freisler tödlich getroffen wurde, tagte das Gericht bis in den April hinein andernorts weiter. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste sich kaum einer der Richter dafür verantworten. Nur zwei Richter wurden angeklagt. Einer davon war Hans-Joachim Rehse, der an 231 Todesurteilen beteiligt war. Er wurde freigesprochen. Ihm konnte nach dem Verständnis des Bundesgerichtshof keine „Rechtsbeugung“ nachgewiesen waren. Danach wurde auch das andere Verfahren eingestellt. „Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein.“, hieß jahrzehntelang die Devise. Kein Wunder, den viele der Nachkriegsrichter und Politiker – vor allem in der Bundesrepublik - waren selbst in der NS-Zeit involviert. Die westdeutsche Justiz führte seit 1945 270 Ermittlungsverfahren gegen 165 Berufsjuristen und 104 Laienrichter des Volksgerichtshofs durch. Bis auf die zwei geschilderten Fälle kam es nie zu einer Anklage. Ernst Reuß Den Katalog zur Ausstellung gibt es für 16 Euro: Der Volksgerichtshof 1934–1945 – Terror durch „Recht” / The People's Court 1934–1945 – When Nazi Terror Became Law. Ein Begleitkatalog zur gleichnamigen Ausstellung (deutsch/englisch), hg. v. d. / published by Stiftung Topographie des Terrors, vertreten durch / represented by Prof. Dr. Andreas Nachama, Berlin 2018, 316 S.,ISBN 978-3-941772-37-3 Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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