Während des Zweiten Weltkriegs stand Dänemark fünf Jahre lang unter deutscher Besatzung. Das kleine Dänemark ordnete sich der Okkupation unter, nachdem die Bombardierung von Kopenhagen angedroht worden war. Im Gegensatz zu anderen deutschen Besitznahmen blieb das Parlament bestehen und der König im Land. Der aufgezwungenen Entscheidung stimmten mit Ausnahme von Kommunisten und Nationalkonservativen alle zu. Es wurde eine Große Koalition ohne die unbedeutende Partei der dänischen Nationalsozialisten gebildet.
Trotzdem wurde von den deutschen Besatzern zunehmend Druck ausgeübt. Vor allem der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS - kurz SD - nahm im Geheimen Einfluss. Über diesen Einfluss, der nicht lange geheim blieb, berichtet jetzt das Buch des Juristen Matthias Bath, das soeben im Neuhaus Verlag erschienen ist. 1941 wurden einige Hundert dänische Kommunisten verhaftet und kamen in KZs. Ende August 1943 wurde die Regierung aufgelöst und durch den Befehlshaber der deutschen Truppen für einige Monate der militärische Ausnahmezustand verhängt. Die für Oktober 1943 von den Deutschen geplante Deportation der dänischen Juden wurde durch eine Rettungsaktion durchkreuzt: 7.000 der 8.000 dänischen Juden und mancher jüdische Flüchtling aus Deutschland konnten von Helfern mit Fischkuttern und anderen Kleinbooten nach Schweden ins Exil gebracht werden. Als der dänische Widerstand zunahm, wurde der SD noch aktiver und begann mit dem sogenannten „Gegenterror“. Kaj Munk ein dänischer Pastor und viel gelesener Kolumnist der großen dänischen Tageszeitungen, wurde nach anfänglicher Sympathie mit dem Nationalsozialismus zur Stimme des Widerstands und vom SD 1944 ermordet. Das war einer von ungefähr 50 Morden und zahlreichen Sprengstoffanschlägen einer auch aus Angehörigen Dänischer SS-Einheiten bestehende Gruppe unter Führung von Otto Schwerdt, einem deutschen SS-Mann. 1949 wurde Otto Schwerdt in Dänemark verurteilt, jedoch 1953 begnadigt und aus Dänemark ausgewiesen. Sieben dänische Mitglieder seiner Gruppe wurden im April 1947 zum Tod verurteilt und hingerichtet. Wer mehr davon wissen will, liest das Buch, das anhand dänischer Sekundärliteratur akribisch die Schandtaten des SD und deren Kollaborateure nachzuvollziehen versucht. Ernst Reuß Bath, Matthias: Der SD in Dänemark 1940-1945. Heydrichs Elite und der „Gegenterror", Berlin 2015, 19,95 EUR Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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