Es gab zwei Arten von Fußsoldaten: Pikeniere und Musketiere. Erstere trugen Spieße, Piken genannt, die bis zu 5,50 Meter lang waren und aus einer Holzstange mit Eisenspitze bestanden. Als Schutz trugen Pikeniere typischerweise einen Helm und einen eisernen Brustharnisch, der den Oberkörper und Unterleib bedeckte. Allerdings war der Harnisch in der Regel zu dünn, um wirksam Kugeln abzuwehren.
Mit den Piken wurden typischerweise die Anfänger ausgerüstet, die noch über keine Muskete oder Pferd verfügten - daher die Redensart „Von der Pike auf lernen“. Und auch die Wendung „den Spieß umdrehen“ stammt von dieser Waffengattung: Bisweilen gelang es Soldaten im Kampfgetümmel, dem Feind die Pike zu entreißen und gegen diesen selbst zu richten. Da die Stangenwaffen relativ leicht herzustellen waren, wurden sie auch von Bürgern verwendet, die ihre Heimatstadt gegen Angreifer verteidigen mussten - daher der Ausdruck „Spießbürger“ oder „Spießer“. Der Begriff war also ursprünglich positiv besetzt. Jedoch mussten in der Regel Ärmere den Dienst mit der Waffe leisten, und so sank die Bedeutung später zu einem Schimpfwort für engstirnige Kleinbürger herab. Aus: Pantle, Christian Der Dreißigjährige Krieg: Als Deutschland in Flammen stand, S. 47. Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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