Im Frühjahr 1291 ist ein muslimisches Heer auf dem Weg zur von Kreuzrittern verteidigten Küstenstadt Akkon.
Der inzwischen heiliggesprochene Papst Urban II hatte zwei Jahrhunderte zuvor zum Kreuzzug aufgerufen, um das Christentum und vor allem Jerusalem zu befreien. Muslime, „ein fremdes Volk, ein ganz gottfernes Volk“ trieben dort ihr Unwesen predigte der Papst und beschrieb anschaulich die Gräueltaten, die im Osten von ihnen begangen worden sein sollen. Die Erlösungsverheißung des Papstes erinnern an heutige Ereignisse, auch wenn damals nicht von Jungfrauen die Rede war. Da der Papst Ablass und Immunität versprochen hatte, mischten sich unter die „Ritter“ - auch in späteren Kreuzzügen - all diejenigen , die nichts mehr zu verlieren hatten. Es waren also eher „Glücksritter“, aber auch Verbrecher darunter. Einige weitere Kreuzzüge mit unterschiedlichen Erfolgen sollten danach folgen und erst vor kurzem berief sich im neuseeländischen Christ Church ein Attentäter auf die Kreuzzüge und Papst Urban II. Der Hafen von Akkon hatte aufgrund seiner günstigen Lage eine große Bedeutung für den Handel im Mittelmeer. 1104 war Akkon von Christen erobert, 1187 durch Sultan Saladin zurückgewonnen, aber schon 1191 wieder von den Kreuzrittern erbeutet worden. Richard Löwenherz sollte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Am 18. Mai 1291 fällt nach sechswöchiger Belagerung und erbitterten Kämpfen schließlich Akkon, als eine der wichtigsten Bastionen der Kreuzritter im Heiligen Land. Es ist das Ende des Traums eines Jerusalems unter christlicher Herrschaft. Akkon ist die Stadt wo Richard Löwenherz nur 100 Jahre zuvor fast 3 000 muslimische Gefangene enthaupten ließ. Nachdem einige Jahrzehnte zuvor für die Christen der Verlust Jerusalems zu beklagen war, war Akkon einer der letzten Stützpunkte der Kreuzfahrer. Mit dem Verlust Akkons waren die Kreuzzüge nun gescheitert. Es war eine gewaltige muslimische Streitmacht, die das bewerkstelligte. Akkon war ein fast uneinnehmbaren Ort, der mit einer beeindruckenden Festung verteidigt wurde. Der Sachbuchautor Crowley zeigt anhand einer Vielzahl von Quellen auch die logistischen Schwierigkeiten bei der zweimonatigen Belagerung durch die 25 000 Mann starke Armee. Vor dem Zeitalter des Schießpulvers wurde die Stadt mit Riesenkatapulten bombardiert. Mit Tunneln wurden die Mauern Akkons unterminiert. Der Kampf um die Stadt wurde bis zum letzten Mann und dem letzten Turm geführt. Es war ein unvorstellbares Gemetzel an zutiefst zerstrittene Christen verschiedener Glaubensrichtungen, die sich nicht rechtzeitig über das Meer in Sicherheit bringen konnten. Der Autor erzählt die Geschichte von beiden Seiten. Vom Verlauf des Kampfs berichten christliche und muslimische Augenzeugen unterschiedlich. Die Eroberer ließen nach der Einnahme die Mauern schleifen und ein Kirchenportal aus Akkon wurde als Trophäe nach Kairo gebracht. Ein spannendes Stück Geschichte, das bis heute nachwirkt. Ernst Reuß Crowley, Roger, Der Fall von Akkon, Der letzte Kampf um das Heilige Land, Aus dem Engl. von Norbert Juraschitz, wbg Theiss, Darmstadt 2020, 288 Seiten, 28 € Comments are closed.
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AutorErnst Reuß, geboren 1962 in Franken. Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und Wien. Promotion an der Humboldt - Universität zu Berlin. Danach als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Freien Universität Berlin und im Bundestag beschäftigt. Archiv
März 2024
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